Zecken: 

was hilft wirklich?

Der Frühling hat begonnen und mit ihm die Saison der blutsaugenden Parasiten. Die Tiergattung der Zecken lebt seit 350 Millionen Jahren auf der Erde. Dass diese Blutsauger Katastrophen wie den Meteoriteneinschlag, der die Dinosaurier vernichtete, überlebt haben, verdanken sie ihren besonderen Überlebensfähigkeiten.

Erwachsene Zecken halten Temperaturen von bis zu minus 8 °C problemlos aus. Im Winter schützen sich die Zecken zusätzlich vor der Kälte, indem sie sich unter Laubhaufen oder in die Erde verkriechen, wo sie angesichts der Kälte in eine Starre verfallen. Erst wenn die Temperaturen über 5 °C steigen, kommen sie aus ihren gut isolierten Verstecken hervor. Mit den zunehmend milderen Wintern sind Zecken das ganze Jahr über aktiv, sodass sich Hunde auch an warmen Wintertagen eine Zecken einfangen können.

Zecken können zudem bis zu drei Wochen unter Wasser überleben. Ertränken ist daher keine wirksame Methode, um Zecken zu töten. Zecken, die sich auf Kleidung befinden, können auch einen Waschgang überleben. Erst bei einer Temperatur von 60 °C sterben sie ab.

Zecken sind nicht nur unangenehm, sie übertragen auch gefährliche Krankheiten. Wenn man sichergehen will, dass man seinen Hund richtig schützt, reicht es nicht aus, das Tier regelmäßig zu untersuchen, sondern man sollte auch ein Repellent gegen diese fiesen Blutsauger verwenden. Die Meinungen und Überzeugungen über die Wirksamkeit dieser Produkte könnten unterschiedlicher nicht sein. Es lohnt sich also, einen genaueren Blick auf die Wirkungsweise von Zeckenmitteln zu werfen.

Bernsteinkette

 

Bernstein soll gegen Zecken gleich mehrfach punkten - durch seinen harzigen Geruch und seine elektrostatische Ladung, die sich auf den gesamten Körper des Hundes überträgt und so Zecken abstößt. In Wirklichkeit besitzt Bernstein einen hohen elektrischen Widerstand. Reibt man ihn an Stoffen oder Wolle, kann er sich elektrostatisch aufladen und Flusen, Papierstücke oder Stofffasern anziehen. Seit jeher wird Bernstein auch eine heilende Wirkung zugeschrieben. Und ja: Medikamente mit dem Wirkstoff Bernsteinsäure gibt es in einigen Ländern auch heute noch. All das dürfte Zecken jedoch kaum interessieren. Der Geruch des Harzes ist für sie nicht wahrnehmbar. Im Fell des Hundes kommt es wahrscheinlich nicht zu einer elektrostatischen Aufladung, da die Kette nur locker um den Hals hängt und selbst wenn, wäre sie zu schwach, um eine Wirkung auf Zecken zu haben.

Schlussfolgerung:

Die Kette schadet dem Hund nicht und kann als Schmuckstück verwendet werden. Unabhängige wissenschaftliche Studien konnten die positiven Auswirkungen auf die Tiergesundheit nicht bestätigen. Das Tragen einer Bernsteinkette hat keine Wirkung auf Zecken.

EM-Keramik-Halsband

Mikroorganismen werden in Keramikröhren verbrannt und sollen Hunde vor Zecken schützen. Vor über 30 Jahren begann ein japanischer Agrarwissenschaftler namens Teruo Higa mit seinen Forschungen zur Verbesserung der Bodenqualität durch natürliche Mikroorganismen. Er entdeckte eine Mischung aus 13 verschiedenen Bakterienstämmen, hauptsächlich Milchsäurebakterien, Hefen und Photosynthesebakterien. Diese würden es ermöglichen, eine hohe Bodenfruchtbarkeit zu erreichen. EM-Keramikprodukte würden aufgrund einer elektromagnetischen Resonanzschwingung gegen Zecken wirksam sein.

Schlussfolgerung:

Das Halsband schadet dem Hund nicht und kann als Schmuckstück verwendet werden. Unabhängige wissenschaftliche Studien konnten die positiven Auswirkungen auf die Tiergesundheit nicht bestätigen. Das Tragen eines EM-Keramik-Halsbandes hat keine Wirkung auf Zecken.

Schwarzkümmel-Öl

Seit einigen Jahren erfreut sich Schwarzkümmel regelmäßig großer Beliebtheit. Das Öl wird nicht nur bei verschiedenen Krankheiten wie Allergien oder Hautproblemen eingesetzt, sein Geruch soll auch Zecken fernhalten. Zu diesem Zweck kann das Öl mit dem Essen oder Wasser verabreicht oder auf die Haut aufgetragen werden. Man benötigt etwa 1 Milliliter Schwarzkümmelöl pro Kilogramm Körpergewicht. Je nach Gewicht des Hundes sind das ein bis sechs Tropfen pro Tag. Hunde, die an Lebererkrankungen leiden, sollten kein Kümmelöl zu sich nehmen.


Schwarzkümmelöl hilft gleichzeitig bei Gelenkproblemen. Es ist leicht zu dosieren und hat bei gesunden Tieren praktisch keine Nebenwirkungen. Unter der Vielzahl der zugeschriebenen Wirkungen beruht diese Annahme nicht auf wissenschaftlichen Studien.

Schlussfolgerungen:

Um eine endgültige Bewertung vornehmen zu können, ist ein gezielter experimenteller Ansatz mit Negativ-/Positivkontrollen an Hunden erforderlich, um die Hypothese zu überprüfen. Bisher ist dies nicht geschehen. Gleichzeitig ist bekannt, dass Schwarzkümmelöl bei trächtigen Hündinnen einen Abort auslösen kann. Bei Katzen hat es eine toxische Wirkung und verursacht schwere Leberschäden. Daher ist Vorsicht geboten. 

Tabletten gegen Zecken (z.B. Bravecto)

Bravecto gibt es z. B. als Spot-on oder als Kautablette. Bei beiden Medikamenten hält die Wirkung gegen Flöhe und Zecken zwölf Wochen an. Die erste Wirkung gegen Flöhe tritt bereits nach acht Stunden ein, gegen Zecken nach zwölf Stunden. Und das funktioniert folgendermaßen: Der Wirkstoff Fluralaner tötet die Parasiten, die sich auf der Haut des Hundes festgesetzt und mit dem Blutsaugen begonnen haben.

Schlussfolgerung:

Die Wirksamkeit der beiden Bravecto-Lösungen wurde in mehreren Studien nachgewiesen. Insgesamt ist Bravecto drei Monate lang gegen die meisten Zeckenarten wirksam. Die Wirksamkeit gilt auch für andere Parasiten wie Flöhe und verschiedene Arten von Milben. Bravecto ist nicht unumstritten. Seit der Markteinführung im Jahr 2014 gab es immer wieder Berichte über erhebliche Nebenwirkungen nach der Anwendung der Präparate, die jedoch bislang nicht ausreichend wissenschaftlich belegt werden konnten.

Kokosnuss-Öl

Kokosnussöl ist ein Extrakt aus dem Fleisch und der Milch der Kokosnuss. Es kann als Nahrungsergänzungsmittel oder als Creme verwendet werden. Die im Kokosöl enthaltenen Fettsäuren, genauer gesagt die Caprylsäure und die Laurinsäure, sollen - laut einer Studie der FU Berlin - mindestens sechs Stunden lang vor Zecken schützen. Es ist jedoch wichtig, darauf zu achten, dass es sich um unbehandeltes Kokosöl handelt, da die Wirkung sonst zu schwach ist.

Das Öl ist zwar nicht giftig, aber dennoch können allergische Reaktionen auftreten. Hunde, die an Gefäßerkrankungen oder Diabetes mellitus leiden, sollten wegen des hohen Fettgehalts kein Kokosöl erhalten. Es ist auch nicht ratsam, das Fell großflächig zu reiben, da es dadurch klebrig wird, was den Wärmehaushalt stören kann.


Schlussfolgerung:

Kokosöl kann für einige Stunden ein gutes Mittel zur Zeckenbekämpfung sein.

 

Pharmazeutische Zeckenhalsbänder (Seresto, Scalibor, Kiltix) 

Diese Halsbänder werden gegen Flöhe und Zecken eingesetzt. Sie sind bis zu acht Monate lang wirksam. Wie bei den Spot-Ons wird hier Imidacloprid verwendet, das zum Tod der Insekten führt, sobald sie mit ihrer Blutmahlzeit beginnen. Flumethrin soll die Zecken daran hindern, sich festzuhalten. Beide Wirkstoffe werden in kleinen Mengen in das Hautfett abgegeben; sie verteilen sich auf der Haut und dem Fell, indem sie sich mit dem Fettfilm verbinden und so ihre Wirkung entfalten.

Personen, die sich mit ihrem Hund ständig in einer Region aufhalten, in der es viele Zecken gibt, können durch das Tragen eines Zeckenhalsbandes einen zuverlässigen Schutz erreichen.

Zeckenhalsbänder sind nicht für Hunde geeignet, die an Hautkrankheiten leiden. Außerdem sollte das Halsband vor dem Schwimmen abgenommen werden, da einige Zeckenhalsbänder für Fische und Wasserorganismen giftig sind.

Schlussfolgerung

Für Hundebesitzer, die vergessen, wann es Zeit ist, den Zeckenschutz zu erneuern, ist das Halsband dank seines lang anhaltenden Schutzes eine gute Alternative zu Spot-Ons.

Spot-on-Präparate (Advantix, Frontline, Amfee)

Der Inhalt der Spot-on-Präparate wird mithilfe einer Pipette auf die Haut aufgetragen. Von dort verteilt er sich auf der Hautoberfläche und verbleibt dort etwa vier Wochen lang in einer wirksamen Konzentration.

Der Wirkstoff Permethrin hat abstoßende und tödliche Eigenschaften. Er sorgt dafür, dass sich Zecken, Mücken, Sandmücken usw. in der Regel nicht festhalten oder stechen. Diese abstoßende Wirkung ist wichtig, da durch den Stich gefährliche Krankheitserreger wie Borreliose und Leishmaniose auf Hunde übertragen werden können. In Kombination mit dem Wirkstoff Imidacloprid, der ebenfalls gezielt auf das Nervensystem der Insekten wirkt und so zu deren Tod führt, bieten die Spo-ons einen umfassenden Schutz vor Schädlingen.

Veterinärmedizinische Studien haben gezeigt, dass die Substanzen vorübergehend in den Blutkreislauf des Hundes gelangen. Zu den Nebenwirkungen zählen leicht Hautreizungen. Sehr selten wird über neurologische Symptome wie Zittern oder Apathie berichtet.

Schlussfolgerung

Es handelt sich um ein Arzneimittel, was bedeutet, dass jede Wirkung auch mindestens eine Nebenwirkung hat. Dennoch wurden die Wirksamkeit des Präparats gegen äußere Parasiten und die Verträglichkeit der Wirkstoffe bei Hunden ausgiebig untersucht.